Umzugskarton
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Auswandern nach Mallorca – Wohin bloß mit den Möbeln?

Wie ich durch einen Wink des Schicksals zu Rücklagen für meine Auswanderung kam

Zufall? Schicksal? Es sollte wohl so sein.

Ich hatte nun also einen Job auf Mallorca. Krass. Noch krasser war aber die kurze Zeit, die mir für die Auswanderung nur blieb. Gerade mal zwei Monate hatte ich, um meinen Hausstand und mein Leben in Oldenburg komplett aufzulösen. Ich fing an eine To-Do-Liste zu schreiben:

• Job kündigen
• Wohnung kündigen
• Fitnessstudio kündigen
• Internetanschluss kündigen
• Versicherungen kündigen
• Hund bei der Stadt abmelden, etc.

Dann ging es weiter mit dem Verkauf meines Hab und Guts. Ich annoncierte meine beiden geliebten Fahrräder bei ebay Kleinanzeigen, mein Auto bei Mobile.de, meine Pflanzen bei Nachbarn.de, und so weiter. Und meine IKEA-Einkäufe? Mir fiel ein, dass IKEA eine Zeitlang mit „Lebenslanges Rückgaberecht“ warb, was aber mittlerweile eingestellt war. Ich forschte also nach, in welchem Zeitraum die Aktion damals lief.

Ich konnte es kaum glauben…

Exakt als ich 2014 nach Oldenburg zog und meine Wohnung einrichtete bis ein paar Monate vor meiner Auswanderung galt die Aktion. Und IKEA wies auf der Homepage darauf hin, dass alles, was im besagten Zeitraum gekauft wurde, unter Vorlage der Belege lebenslang zurückgegeben werden kann!! Nun erwies sich meine Angewohnheit, so ziemlich alle Quittungen mindestens zwei Jahre aufzuheben, als ziemlich schlau.  Denn ich konnte nun ALLES zu IKEA zurückbringen  und würde den kompletten Kaufpreis in bar zurückerstattet bekommen!!!!

IKEA Retourenschalter

Mein Glück konnte ich noch nicht ganz fassen. Ich startete also zunächst nur mit einer Fuhre Möbel Richtung IKEA. Am Retouren-Schalter fragte mich die Dame lediglich nach einem triftigen Grund für die Rückgabe der Möbel. Den hatte ich mit meiner Auswanderung! Also bekam ich von ihr das „Go“ wirklich ALLES (sogar theoretisch die benutzte Klobürste) zurückbringen zu können.

Spontan sein lohnt sich oft

Meine Freundin Yvonne und ihr Bruder halfen mir am nächsten Tag tatkräftig meine Wohnung nach und nach leerzuräumen und die Sachen zu IKEA zu bringen. Es waren drei Fuhren voller Waren, und ich bekam tatsächlich das ganze Geld zurück! Hallelujah! Das war ein echter Startkapitalregen für die Sonneninsel Mallorca. So viele Dinge fügten sich in den Tagen vor der Auswanderung. Meine mehr als spontane Auswanderung sollte wohl so sein.

MUT STEHT AM ANFANG DES HANDELNS, GLÜCK AM ENDE.

Demokrit

Nun habe ich erzählt, wie ich meine Wohnung nach und nach leergeräumt habe, aber was ist mit den Sachen passiert, die mit nach Mallorca sollten?

Über Google hatte ich einige Umzugsunternehmen unter die Lupe genommen und bei drei Ausgewählten Preisanfragen gestellt. Eins der Angebote klang recht günstig (150 €/m³ – Mindestmenge 3 m³). Ich fand auch noch eine TV-Doku auf YouTube von dem „günstigen“ Unternehmen. In dem Bericht hieß es, dass sich die Inhaber regelmäßig für die Tiere in den Perreras auf Mallorca einsetzen. Das können also keine schlechten Leute sein, dachte ich mir. Also buchte ich meine geschätzten 3m³ bei dem Umzugs-Unternehmen ein.

Die Entscheidung, was mit nach Mallorca soll, fiel mir verdammt schwer.

Von der Buchung an, hatte ich nur zwei Wochen Zeit meine Umzugskartons zu packen: Das tat ich auch jede freie Minute – neben der regulären Arbeit, den Gassirunden mit dem Hund, dem nach und nach Verabschieden von Kollegen, Bekannten und Freunden, dem Aufsetzen von Kündigungsschreiben, Suchen eines Nachmieters, Verkaufen diverser Objekte… Zwei Wochen waren dafür eigentlich verdammt wenig. Vor allem, wenn man sich absolut nicht entscheiden kann, was nun wirklich mit nach Mallorca soll!

Die Zeit wurde eng und die Kartons knapp

Ich konnte partout nicht einschätzen, welche Möbel oder Elektrogeräte ich eventuell auf der Insel gebrauchen bzw. vermissen könnte. Die Wohnung in Cala Rajtada kannte ich bisher nur von Fotos. Würde dort mein Riesensofa (was nicht von IKEA war) hineinpassen? Was ist mit meiner fast noch neuen Waschmaschine und meinem gerade mal ein Jahr alten Trockner? Beides super Markengeräte. Und was mache ich mit meinem Haufen voller Anziehsachen? Welche der gefühlten 80 Paar Schuhe, 50 Paar Hosen, 40 Jacken werde ich auf Mallorca brauchen oder stark vermissen? Und vor allem, wie bekomme ich alles in die wenigen Kartons, die ich für den Transport nach Mallorca angemeldet habe? 

WIR MÜSSEN BEREIT SEIN, UNS VON DEM LEBEN ZU LÖSEN, DAS WIR GEPLANT HABEN, DAMIT WIR DAS LEBEN FINDEN, DAS AUF UNS WARTET.

Oscar Wilde

Letztendlich waren es dann 27 Umzugskartons (voll mit Geschirr, Anziehsachen, Decken, Hundebett und meinem Drucker), ein Ohrensessel, ein Pouf und ein Kleiderständer von IKEA. Bis zur Übergabe an die Spedition hatte ich dann aber einen regelrechten Kraftakt vor mir. Ich musste sämtliche Kartons und Möbelstücke zu einem etwa einem Kilometer entfernten Firmengelände bringen. Denn der 20-Tonner des Umzugsunternehmens passte nicht in meine Straße!

Um genug Zeit zu haben, bat ich darum, mich eine Stunde vor Ankunft des LKWs zu informieren. Und wann rief man mich dann an? Als der Fahrer mit dem 20-Tonner schon vor Ort war! Mein bezahlter „Helfer“, der mir von einem Bekannten vermittelt wurde, war noch längst nicht vor Ort und so musste ich zusehen, alles aus meiner Wohnung im 2. Stock zum Transporter zu bekommen. Ich schleppte also die 27 Kartons runter, türmte sie im Treppenhaus und fuhr jeweils 6 Kartons mit meinem Auto zum Halteplatz des LKWs. Gott sei Dank war der LKW-Fahrer die Ruhe selbst.

Die meisten Mallorca-Auswanderer kehren nach einem halben Jahr zurück

Wir schnackten nach dem Verladen noch einen Augenblick und ich fragte ihn, wie viele Kubikmeter er von mir nun verladen hätte. Er sagte mir, dass es auf jeden Fall unter 3 Kubikmeter seien. Wie beruhigend. Somit wusste ich (oder besser dachte ich…) zu dem Zeitpunkt, dass die Rechnung nicht höher als 450 € netto sein wird. Bevor der LKW abfuhr, sagte der Fahrer noch: „Wir sehen uns dann in einem halben Jahr!“ Denn laut seinen Erfahrungen kommen fast alle Auswanderer nach einem halben Jahr zurück. Ich sagte ihm, dass ich da garantiert nicht zugehöre. 

Halt! Da fehlt noch was…

Obwohl nun 27 Kartons und zwei Möbelstücke auf dem Weg nach Mallorca waren, wirkte meine Wohnung immer noch ziemlich voll. Und es tauchten auch weiter Teile auf, die ich eigentlich gerne nach Mallorca mitgenommen hätte. Ich kaufte also drei weitere Umzugskartons und stopfte sie mit dem Kram voll. Über die Plattform shiply.com suchte ich dann nach der Möglichkeit einer günstigen Beiladung.

shiply.com funktioniert  folgendermaßen: Man legt einen Auftrag an, in dem beschrieben wird, was man, wann und wohin transportiert haben möchte. Nach ein paar Minuten trudeln die ersten Angebote diverser Firmen oder Privatleute für den Transport ins Postfach ein. Stimmt bei einen der Angebote der Preis, nimmt man Kontakt zum Transporteur auf, um weitere Einzelheiten zu besprechen.

Mein Tipp am Rande

Achtet nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Bewertungen! Und wenn ihr teure und/oder zerbrechliche Gegenstände zu transportieren habt, solltet ihr besser einen Transporteur mit speziellen Haftpflichtversicherungen wählen.

In meinem Gesuch auf shiply.com hatte ich zunächst noch mein Big-Sofa und mein Fahrrad als Transportgut angegeben. Bis dato war ich unsicher, ob ich die beiden Sachen mitnehmen werde. Die Preise, die mir bei shiply.com für den Transport nach Mallorca vorgeschlagen wurden, unterschieden sich erheblich. Letztendlich wählte ich einen Transporteur, der mir einen fairen Preis nannte und sich sehr flexibel zeigte. 

Verkauf in letzter Sekunde

Mein hochwertigeres Fahrrad hatte ich dann (leider doch) über ebay Kleinanzeigen verkauft – mit Verlust, wie eigentlich alles, was ich auf die Schnelle verkauft habe. Dann entschied ich mich in letzter Sekunde (im Nachhinein leider) auch dazu, mein Zweitfahrrad zu verkaufen. Da ich selbst keine Zeit mehr für den Verkauf hatte, übernahm es mein sehr hilfsbereiter Nachmieter. Auch ein paar meiner Sachen, die nicht mehr in die Kartons passten, durfte ich eine Weile in seinem Keller einlagern. Tja, und mein geliebtes Riesensofa? Das verkaufte ich im letzten Augenblick an eine ehemalige Kollegin von mir. Somit schlief ich dann tatsächlich die letzte Nacht in meiner Oldenburger Wohnung auf einem zusammengefalteten Umzugskarton auf dem nackten Wohnzimmerboden.

Time to say Goodbye…

Am nächsten Morgen frühstückte ich ein letztes Mal in Oldenburg mein geliebtes Standard-Gedeck: Croissants mit Erdbeermarmelade und Milchkaffee. Dann packte ich meinen liebgewonnenen Seat Mii voll mit allem Restlichen aus der Wohnung und fuhr mit Baci nach Detmold. Allerdings mit einem sauschlechten Gewissen, da ich noch ein paar Sachen bei meiner Freundin Yvonne und im Keller meines Nachmieters eingelagert hatte.

Fliegen mit Übergepäck

Meine letzten Tage in Detmold verbrachte ich damit, mich von meinen Freunden zu verabschieden und alles, was noch mit nach Mallorca sollte, in mein Fluggepäck zu stopfen. Ich kaufte sogar auf den letzten Drücker einen riesigen Koffer, da ich die erlaubten 20kg Gepäck wirklich voll ausnutzen wollte. Leider wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, dass die Waage meiner Mutter nicht richtig justiert war, denn ich erfuhr am Flughafenschalter, dass ich 2 kg Übergepäck hatte.

Ja, aber, ich wandere doch aus…

Der Mann am Air Berlin Check-In sagte mir, dass ich nun 140€ nachzahlen müsse. Ich war total geschockt und sagte ihm, dass ich auswandere. Er schaute mich grinsend an und meinte: „Ja, sicher…“ Ich zeigte auf mein Gepäck und meinen Hund und sagte: „Sehen Sie doch. Nach einem Kurzurlaub sieht das doch wirklich nicht aus…“ Der Air Belin Mann zwinkerte und erließ mir die Nachzahlung. Jetzt musste ich es mit Baci nur noch durch die Kontrolle schaffen. Denn da könnte es noch mal brenzlig werden, da Bacis Flugtasche ein wenig zu klein war. (Hier geht es zum Blog-Artikel über Fliegen mit Hund.

Gute Freunde – Böse Überraschung

Beim Ausräumen meiner Wohnung in Oldenburg hatte ich mit meiner Freundin Yvonne und ihrem Bruder noch gescherzt, dass sie mir doch eigentlich auch beim Einzug in Cala Ratajada helfen könnten. Und da die beiden genauso spontan und verrückt sind wie ich, haben wir es tatsächlich so gemacht. Yvonne begleitete mich direkt nach Mallorca und ihr Bruder folgte uns ein paar Tage später. 27 Kartons mussten wir bei 27 Grad am Ende des Flurs des 2. Stocks ohne Aufzug getragen werden.

Bevor die 27 Kartons aber von der Spedition geliefert wurden, bekam ich die Rechnung per E-Mail gesandt. Ich war entsetzt! Mir wurden plötzlich 4,5 Kubikmeter in Rechnung gestellt! Ich reklamierte die Rechnung sofort telefonisch, aber die Dame des Unternehmens (die bei der Auftragsannahme noch sehr freundlich schien) patzte mich nur so an. Ich sagte ihr, dass ich sämtliche Maße in einen Kubikmeter-Rechner eingegeben (27 gleich große Kartons, Sessel, Hocker, Kleiderständer) und dabei 2,84 Kubikmeter ermittelt habe. Der Fahrer des LKWs, der die Sachen in Oldenburg abgeholt hatte, bestätigte mir ebenfalls, dass es auf keinen Fall mehr als 3 Kubikmeter seien.

Günstige Spedition nach Mallorca? Bei meiner 1. Wahl Fehlanzeige!

Es half nichts, die Dame bestand darauf, dass ich 4,5 Kubikmeter zahle – und das vor Auslieferung! Ich überwies unter Vorbehalt den gesamten Betrag, da ich Schiss hatte, dass mir sonst meine Sachen nicht ausgeliefert werden. Auf dem Lieferschein, den ich unterzeichnen musste, strich ich die 4,5 Kubikmeter durch und korrigierte auf 3 Kubikmeter. Der Fahrer war mit der Aktion etwas überfordert, konnte mich aber auch nicht mehr davon abhalten. Zurückgefordert habe ich das Geld nicht, da ich mich um einige andere, wichtige Dinge kümmern musste, wie zum Beispiel meine N.I.E. beantragen oder meine Versicherungskarte beim PAC besorgen. Ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass die Firma darauf spekulierte, dass ein Auswanderer mit genug anderem Kram beschäftigt ist und deshalb den Aufschlag (ohne Ankündigung!) zähneknirschend überweist.

Obacht! Frei bleibende Kubikmeter werden berechnet!

Mittlerweile erfuhr ich, dass es einige Umzugsunternehmen gibt, die frei gebliebene m³ Fläche mit auf die ursprünglich aufgegebenen m³ aufschlagen. Heißt, dass man vielleicht nur 3 Kubikmeter versendet, das Unternehmen aber auf der gleichen Stellfläche nichts weiter auftürmen oder zustellen kann. Also, berechnen die dem Kunden die „nicht nutzbaren“ Kubikmeter. Sollte dem so sein, erwarte ich als Kunde aber im Vorfeld eine Erklärung bzw. einen Hinweis von dem Umzugsunternehmen.

Beiladung für Mallorca gesucht? shiply.com kann eine Alternative sein

Nach dem negativen Erlebnis mit dem Umzugsunternehmen überraschte mich ein Transporteur, den ich über shiply.com fand, umso mehr positiv. Als mir der Klein-Spediteur meine Sachen nach Cala Ratjada brachte, musste ich plötzlich weniger als vereinbart zahlen. Er sagte, dass es letztendlich weniger Sachen waren, als gedacht. Ich war baff über so viel Fairness und fand es schade, dass ich nicht ihn mit meinen 27 Kartons beauftragt hatte, sondern auf das „Lockangebot“ des großen Umzugsunternehmen reingefallen war.

Deshalb mein Tipp an zukünftige Auswanderer (oder Rückwanderer): Beim Einholen eines Angebots für einen Speditionsauftrag fragt unbedingt nach, ob freibleibende Kubikmeter berechnet werden! Und falls ihr von allein darauf hingewiesen werdet, könnte dies schon mal auf ein sauberes und faires Umzugsunternehmen hinweisen. 

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