Gesundheit,  Zahnarzterfahrungen

Abenteuer Zahnarzt Teil 2

Also, irgendwann habe ich mich dann doch überwunden. Der ausschlaggebende Grund? Eine ehemalige Klassenkameradin hatte eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin bei einem Zahnarzt vor Ort begonnen. Dieser Zahnarzt war ziemlich locker drauf und beruhigte mich direkt. Er meinte, meine Zähne seien soweit in Ordnung und der „Sorgenzahn“ könne sogar gerettet werden. Es sei wirklich nicht so schlimm, und es ginge darum, Zähne zu erhalten und nicht gleich zu entfernen. Also bekam ich meine allererste Wurzelbehandlung und anschließend noch eine Amalgam-Füllung oben drauf. In den folgenden Jahren gab es hin und wieder mal die ein oder andere Wurzelbehandlung. Jeder Zahnarztbesuch war wie eine Lotterie, besonders in der Zeit, als man pro Quartal 10 Euro Eintritt beim Hausarzt/Zahnarzt zahlen musste. Ich legte die 10 Euro jedes Mal vorne auf den Anmeldetresen und im Behandlungszimmer entschied sich dann, ob ich die 10 Euro „verloren“ hatte oder wieder bekam.

Roulette

Ich legte die 10 Euro jedes Mal vorne auf den Anmeldetresen und im Behandlungszimmer entschied sich dann, ob ich die 10 Euro „verloren“ hatte oder wieder bekam.

Um es mal so zu sagen: Im Nachhinein habe ich mich in den letzten Jahren oft gefragt, ob all diese Wurzelbehandlungen wirklich notwendig waren. Ich bin zu keinem einzigen dieser Termine mit Zahnschmerzen gegangen. Bevor ich diesen Zahnarzt nach über 20 Jahren wechselte, setzte er mir noch drei verblockte Kronen ein. Anfangs hatte ich damit keine großen Probleme, aber nach 4 oder 5 Jahren fing es darunter immer wieder an zu schmerzen. Ich ging zwei Mal zu ihm hin, er entfernte die verblockten Kronen mit einem Hebel und säuberte sie. Er meinte, ich könne keine Schmerzen darunter haben, da die Zähne ja wurzelbehandelt seien. Da er mir nicht weiterhelfen konnte und es unter den Kronen immer noch schmerzte, wechselte ich schließlich den Zahnarzt.

7 auf einen Streich

Also, ich stiefelte zu einem Zahnarzt um die Ecke, so nah, dass ich fast über meine eigene Haustür stolperte. Dort traf ich auf eine junge Frau, die gerade frisch aus dem Studium geschlüpft war und so motiviert wirkte, dass ich fast befürchtete, sie würde vor lauter Enthusiasmus durch die Decke springen. Sie war unglaublich nett und nahm sich jede Menge Zeit für mich. Die Röntgenbilder wurden mit einer Hingabe besprochen, als ob sie ein Gemälde analysierte. Sie erklärte mir jedes winzige Detail, das sie auf den Bildern erkennen konnte.

Erstmal klärte sie mich darüber auf, dass die Ränder meiner verblockten Kronen viel zu grob gearbeitet waren, so dass ich nicht mal im Traum eine Chance auf ordentliche Mundhygiene hatte. Dann meinte sie, verblockte Kronen seien sowieso keine gute Idee – vor allem nicht in so jungen Jahren. Dann kam der Hammer: Sie erklärte mir, dass sämtliche Wurzelfüllungen ein Desaster wären. In einer Wurzel steckte sogar ein abgebrochenes Instrument. Ich war total geschockt. Aber noch schockierender war ihr Behandlungsplan: Alle Wurzelfüllungen müssten neu gemacht werden, die verblockten Kronen raus und stattdessen ganze sieben Kronen eingesetzt werden. Ich schickte den Behandlungsplan zur Krankenkasse und dachte – warum auch immer – dass sie mich zu einem anderen Zahnarzt schicken würden, um eine zweite Meinung einzuholen. Sieben Kronen auf einen Streich kann doch nicht normal sein, oder?

7 Kronen auf einen Streich – Das tapfere Schmidtilein

Der Behandlungsplan ging ohne großes Tamtam durch, und die Zahnarzt-Marathon-Behandlung begann. Zuerst machte sich die Zahnärztin fleißig an die fehlerhaften (?) Wurzelfüllungen ran. Nebenbei führte eine Kollegin eine Parodontosebehandlung durch, und dann kam endlich der große Moment – die sieben Kronen. Das Ganze erstreckte sich über Monate, und kurz vor Abschluss der Behandlung zog es mich in meine neue Wahlheimat Oldenburg.

Es hätte eine epische Punktlandung mit dem letzten Zahnarzttermin werden können, aber leider war eine der gefertigten Kronen fehlerhaft und musste neu gemacht werden. Also musste ich direkt bei meinem neuen Arbeitgeber in Oldenburg einen Urlaubstag einreichen, um zur Krönung meiner Zahngeschichte zu fahren. Dann war es endlich vollbracht, und ich dachte mir: „So, jetzt habe ich erst einmal Ruhe beim Zahnarzt. Alles ist wieder in Ordnung…“ Aber ach, wie sehr ich mich da geirrt habe.

Fortsetzung folgt…

Zu Teil 1 der Saga „Abenteuer Zahnarzt“: hier klicken.

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